Individualismus vs Egomanen in Uniform
Dein Happy-Sorgenfrei-Paket
Dein Fest-Menue
Dein Spaß-Car
Ein onlinespeziellfürdichausgesuchtesoutfit
…
Was alles so meines ist, frag ich mich. Und…ob mein Handy mich wirklich so glücklich macht, seit ich es als „ProSumer“ mit meinen Apps so hingerichtet habe, dass es genau meine Bedürfnisse erfüllt.
Welche eigentlich. Ja, es stimmt, es gefällt mir, dass ich fast alles was ich früher zu Fuß, in Warteschlangen vor Kassenschaltern, in Zusammenarbeit mit lustlosen Verkäufern, schlecht informierten Fachberatern, jetzt online, auch morgens um zwei erledigen kann.
Es gefällt mir, dass ich 24 Stunden am Tag Essen, Schuhe und Bücher einkaufen kann und dass bei den sozialen Medien immer jemand da ist, der meine witzigen Posts Urlaubsbilder und sonstigen geistigen Ergüsse liked. Und es gefällt mir, dass ich immer und überall alle Informationen die ich benötige sofort zur Hand habe. Online ist schon echt geil.
Gut. Mittlerweile sind die Suchmaschinen und sozialen Medien auf mein Such- und Suchtverhalten abgestimmt, optimiert….zensiert?
Es scheint so, als ob die Welt sich nur um mich und meine Bedürfnisse dreht. Als ob jedermann und jederfrau auf der anderen Seite des WLan-Signals dazu da ist, auf meine ganz individuellen Bedürfnisse einzugehen. Gutes Gefühl so in die ProSumer-Watte eingehüllt zu sein oder?
Naja…wenn da nur nicht meine Mitmenschen wären, die sich auf einmal so seltsam verhalten. Es liegt so eine stoische Gefühlsruhe in der Luft. Nur unterbrochen von hysterischem Lachen und übertriebener Herzlichkeit. BussiBauchi. Und wenn ich die Gelegenheit bekomme jemandem tief in die Augen zu blicken, dann sehe ich da immer öfter so etwas wie Traurikeit, Unruhe, Furcht. Auf die Frage wie es geht, wie laufen die Geschäfte höre ich meistens:“ Gut, alles bestens. Wir haben da gerade eine online-Kampagne am Laufen..ne Menge Klicks und Likes…wir sind begeistert“ Erinnert mich an einen Vertriebswitz, der früher einmal die Runde machte:“ Heute ne Menge guter Gespräche gehabt“ sagt der eine, worauf der andere erwidert:“Ja, ich habe heute auch nichts verkauft.“
Es ist so, als ob die virtuelle Welt sich nicht mehr in der analoge, echten Welt, der Welt, die man anfassen kann, die, die einem echte Freude und echtes Leid bereitet, in dieser Welt sich nicht mehr spiegelt. Es ist so, als hätten wir die Bodenhaftung verloren, die Verbindung zu uns selbst und unserer nächsten Umgebung. Fühlt sich ganz tief drin irgendwie einsam an. Der Unterschied zu früher ist, diese Einsamkeit kommt sehr verlockend daher. Mit einem Lachen, gespeist von virtuellem Glück.
Ich mache mich jetzt auf den Weg beides zu verknüpfen. Die virtuelle Welt mit echten gelebten Werten und Inhalten zu füllen. Die digitale Transformation zu nutzen. Für uns.
Digitalisierung. Natürlich. Kommt jemand mit?
1 Kommentar
Kirsten · Dezember 12, 2017 um 12:28 pm
Wunderbar!
Viele Grüße
Kirsten